Als kleines Schmankerl zur letzten Ausgabe möchte ich Euch die kurz erwähnten „Merksätze für den jungen pfälzischen Kletterer“ nicht vorenthalten. Geschrieben wurden diese heroischen und doch teils sehr modernen Ratschläge von den Kletterpionieren Theo und Fritz Mann aus Ludwigshafen am Rhein in den 1920er Jahren. Besonders Ratschlag Nr. 16 wird heute leider oft missachtet.
Ich zitiere hier nach: Illner, Heinz und Schumacher, Uwe. Hoch hinaus im Pfälzer Wasgau, Neuhofen, 1993.
- Wenn Sie ein Kletterer werden wollen, so müssen Sie wissen, daß das Klettern ein ebenso schöner, wie gefahrvoller Sport ist, welcher die höchsten Anforderungen an Kraft, Gewandtheit und Schneid an Sie stellt und ebenso wie jeder andere Sport auf Höchstleistungen zielt.
- Betrachten Sie die Felsen nicht als ein Klettergerüst, um an denselben unverständigen Zuschauern eine Seiltänzerei vorzuführen, sondern achten Sie die Felsen höher und den Klettersport erhabener.
- Suchen Sie sich mit gleichgesinnten zuverlässigen Kameraden zuerst an leichteren Felsen die Technik des Kletterns durch eifrige Übungen zu erwerben, welche Sie bei schwierigen Partien unbedingt besitzen müssen.
- Fühlen Sie sich bei schwierigen Partien sicher und haben Sie dabei den echten erhabenen Genuß des Kletterns „frei ohne jede Befangenheit“, dann erst können Sie sich mit Stolz Kletterer nennen.
- Setzen Sie nie sich und Ihre Kameraden unnötig in Gefahr, indem Sie Partien angehen, zu denen Ihre Übung nicht ausreicht.
- Zeigen Sie an sehr schwierigen Stellen keinen falschen Ehrgeiz, daß Sie glauben, diese unbedingt bezwingen zu müssen, sondern lernen Sie zurückzugehen.
- Zeigen Sie aber auch in anderen Fällen einen klettersportlichen Schneid und ein sicheres Draufgängertum, welches Sie erst um vollendeten Meister des Klettersportes macht.
- Der Ehrgeiz und das Streben des Kletterns muß dahin gehen, die Felsen so zu erklettern, wie sie uns die Natur erschaffen hat. Erst wenn Ihnen der Fels absolut kein Weiterkommen mehr bietet, können Sie ein Hilfsmittel anwenden, das Sie vor allen Kletterfreunden verantworten müssen.
- Bei Aufstiegen, die schon vor Ihnen und ohne Hilfsmittel durchgeführt wurden, darf es Ihr sportliches Ehrgefühl nicht zulassen, durch Verwendung von Hilfsmitteln Ihre eigenen Leistungen herabzusetzen, sondern Ihr Ziel muss es sein, wie bei jedem Sport, die Leistungen noch zu verbessern.
- eim Angehen von neuen Aufstiegen seien sie fair, daher werden Sie nicht zuvor die Schwierigkeiten des Aufstieges von oben ausprobieren und sichern, was Sie nicht selbst befriedigen kann und Ihnen die Anerkennung von den ehrlichen Kletterern sowie in der Ersteigungsgeschichte versagt wird.
- Bedenken Sie, daß noch viele Generationen nach Ihnen kommen, welche ebenso wie Sie ihre Freude und ihr Recht auf die natürlichen Felsen haben, daher verschändeln Sie dieselben nicht durch unnötiges Hauen, Meißeln und Abbrechen, sondern helfen Sie mit zur Erhaltung dieser Naturdenkmäler.
- Das mutwillige Hinabstürzen von Steinplatten vom Gipfel, sowie das unnötige Umbauen und Vergrößern der Steinmänner führen gleichfalls zur Zerstörung der Felsen. Sie werden dies selbst nicht tun und anderen müssen Sie es verbieten.
- Die verschiedenen Falken sind wie der Fels ein Naturdenkmal, daher ist das unwürdige Ausrotten derselben ein Verbrechen an der Natur. Für Sie müssen diese Könige der Felsen eine Augenweide sein und nur des Jägers oder Försters Sache ist es, eine größere Vermehrung zu verhindern.
- Schonen Sie die mit großer Mühe und Kosten angelegten Gipfelbücher und Hülsen und verwahren Sie dieselben nach Ihrer Eintragung gut und geschützt im Steinmann.
- Als Kletterer und Naturfreund achten Sie auf Reinlichkeit der Rastplätze an den Felsen und lassen Sie kein Papier, Konservendosen, Flaschenscherben und dergleichen zurück.
- Machen Sie mit Ihrer Kleidung, Seil und sonstiger Ausrüstung keine Maskerade, sondern passen Sie sich darin dem Ernst des Klettersports an.
- Als Mitglied der Vereinigung der pfälzischen Kletterer fördern und unterstützen Sie unseren schönen Klettersport, damit wir alle mit Stolz unser immergrüns Kletterefeu auf seinem reinen weißen Grund tragen können.
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